„Schulgeldfreiheit für die Gesundheitsfachberufe herstellen“

Veröffentlicht am 24.03.2021 in Reden

Thema: Gesundheit/Ausbildung

Rede von Simone Lang, gesundheitspolitische Sprecherin der SPD-Fraktion im Sächsischen Landtag, am Mittwoch zum Koalitionsantrag „Schulgeldfreiheit für die Gesundheitsfachberufe herstellen“

Der Fachkräftemangel im Bereich der gesundheitlichen und medizinischen Versorgung beschäftigt uns bereits seit Jahren und war auch hier im Parlament schon oft Thema. Dabei ging es vor allem um Pflegekräfte einerseits und die ärztliche Versorgung andererseits.

Heute wollen wir den Blick auf die Gesundheitsfachberufe richten – also die Berufe, die in vollzeitschulischen Ausbildungsgängen vermittelt werden. Dazu gehören beispielsweise die Fachkräfte in der Physiotherapie, Ergotherapie, Diätassistenz und Logopädie. Ebenso wie die Assistenzberufe – in der Medizintechnik, Pharmazietechnik oder auch Radiologie.

Die Wichtigkeit unseres Antrags möchte ich gerne an der großen Berufsgruppe der Physiotherapeutinnen und Physiotherapeuten verdeutlichen. Denn viele von Ihnen war bestimmt schon einmal bei der Physiotherapie. Ich bin jedes Mal von Neuem beeindruckt, welch umfangreiches Wissen meine Physiotherapeutin hat. Wie intensiv sie sich weiterbildet und wie sehr sie ihren Beruf liebt. Und nicht zuletzt: Wie gut sie es schafft, ihre Patientinnen und Patienten so fachkundig und nachhaltig von Rückenschmerzen zu befreien, steife Nacken zu mobilisieren und nach Sportverletzungen wieder fit zu machen.

Der Fachkräftemangel bei Physiotherapeutinnen und Physiotherapeuten ist groß: 3,5 offene Stellen kommen auf eine arbeitssuchende Fachkraft. Die durchschnittliche Wartezeit für Patientinnen und Patienten liegt bei einem Monat. Viele Praxen brauchen lange, um eine freie Stelle neu zu besetzen. Dabei ist es gerade die Physiotherapie, die von sehr großem Wert für unser Gesundheitssystem ist.

Physiotherapeutische Behandlungen helfen dabei, viele operative Eingriffe zu vermeiden und damit auch, unnötige Kosten zu reduzieren. Außerdem befreien sie Patientinnen und Patienten nicht nur von akuten Schmerzen, sondern vermitteln Gesundheitswissen und Hilfe zur Selbsthilfe. Sie haben damit einen höchst nachhaltigen und präventiven Charakter.

Aus den benannten Gründen brauchen wir viele junge Menschen, die sich für die Ausbildung zum Physiotherapeuten oder zur Physiotherapeutin entscheiden. Und da ist insbesondere die Tatsache, dass eine solche Ausbildung Geld kostet, eine große Hürde bei der Berufswahl.

Bei solchen Berufen auf Schulgeld zu verzichten, ist für uns aber nicht nur eine Frage des Fachkräfte-mangels, sondern auch eine Frage der Wertschätzung! Das war uns schon bei den Pflegeberufen ein Herzensanliegen, das gilt für den Erzieherberuf und genauso eben für die Gesundheitsberufe: Wer sich in den Dienst der Gesellschaft stellt, wer sich um Menschen kümmern, sie versorgen und heilen will, der oder die darf dafür kein Schulgeld zahlen müssen. Nein, in den oder die muss unsere Gesellschaft, unser Staat dankbar investieren!

Deshalb haben wir im Koalitionsvertrag vereinbart: „Wir fordern die bundesweite Abschaffung des Schulgeldes für Gesundheitsfachberufe und setzen uns für eine an-gemessene Ausbildungsvergütung ein. Bis zum Inkrafttreten einer bundeseinheitlichen Regelung stellen wir die Schülerinnen und Schüler mit Landesmitteln schulgeld-frei.“

Wir sind sehr froh, dass der aktuelle Haushaltsentwurf der Staatsregierung trotz der schwierigen finanziellen Rahmenbedingungen diesen Punkt umsetzt: Wenn der Landtag den Doppelhaushalt im Mai beschließen sollte, dann wird die Ausbildung in den Gesundheitsfachberufen ab dem nächsten Ausbildungsjahr kostenfrei sein.

Mit unserem Antrag wollen wir sicherstellen, dass hierfür ein einfaches und unbürokratisches Verfahren gewählt wird: im Dezember des letzten Jahres hat der Landtag die Schulgeldfreiheit für die Erzieherausbildung beschlossen. Diese wird mit Hilfe einer Zuweisungsverordnung einfach und unbürokratisch umgesetzt. Das können wir uns auch für die Gesundheitsberufe gut vorstellen.“